1. Was ist das IFC-Format (Industry Foundation Class) und warum ist es für BIM relevant?

Der BIM Software-Markt bietet eine Reihe von Angeboten, die eine Palette diverser Spezifizierungen beinhalten. Die Auswahl basiert normalerweise auf Eignung für den Arbeitsplatz und Vertrautheit mit der Software. Jedes Programm speichert Daten in seinem eigenen Format ab, auch als natives Format bezeichnet z.B. speichert Revit als “.rtv” oder Archicad als “.pin”.​

Probleme entstehen dann, wenn verschiedene Projektbeteiligte verschiedene Programme mit unterschiedlichen nativen Formaten verwenden. Wie kooperieren sie dann und wie tauschen sie Daten aus?​

IFC oder Industry Foundation Classes ist ein globaler Standard zur Beschreibung, zum Teilen und zum Austausch von Informationen bezogen auf Bau- und Baubetriebsmanagement. IFC ist ein nicht-proprietäres und Daten-neutrales Format. IFC liefert einen Satz von Definitionen für alle Arten von Objekten in der Bauwirtschaft sowie eine Textstruktur, um solche Definitionen als Datei zu speichern.​

IFC kann mit PDF verglichen werden. Wenn man bspw. eine Zeichnung in AutoCAD anfertigt, möchte man sie nach Fertigstellung dann mit anderen im Projekt teilen. Aus verschiedenen Gründen würde man typischerweise ein Format wählen, das erstens von jedem angepasst werden und es ohne Wissen und Zustimmung des Autors bearbeiten kann wie auch zweitens nicht jeder über eine Software verfügt, die “.dwg” Dateien öffnen kann. PDF kann im Gegensatz dazu von jedem geöffnet werden, da es ein offenes Datenformat ist und in jedem Browser läuft und auch ansonsten diverse Möglichkeiten beinhaltet.​

Das gleiche passiert mit BIM-Informationen. Anstelle des Teilens von 3D-Modellen und abgesehen von Kompatibilitätsgesichtspunkten (der Empfänger müsste über die gleiche Software verfügen, meist sogar über die selbe Version) liegen auch noch Urheberrechtsaspekte in Form eigener Objekte und Komponenten, die geteilt werden sollen, vor. Insofern ist IFC quasi ein PDF unter BIM-Gesichtspunkten. Die Nutzung von IFC erlaubt die Beibehaltung von Geometrien und Zusatzinformationen wie Besonderheiten von Elementen, parametrischen Abhängigkeiten, Mengen usw., die auf einfache Art geteilt werden können.​

Stellen Sie sich bspw. vor, ein Archtekt entwickelt ein Bauwerksmodell in einer nativen Software. Dann wird dieses Modell zu IFC exportiert und an die HVAC-Planer geschickt (HVAC: Heating Ventilation Air Condition / Heizung Belüftung AC) bzw. dort als Referenz zur Planung von Kabelkanälen und Verkabelung genutzt. Im Falle der Notwendigkeit von Änderungen (z.B. eine Wand versetzen oder einen Zugang zu einem Schacht einbauen) ändern sie das IFC-Modell nicht selbst, sondern lassen dies durch den Architekten machen. Dieser wiederum exportiert erneut das IFC-Modell zu den HVAC Planern, so dass alle jeweils das aktualisierte Modell haben.

2. Was ist Software-Interoperabilität und warum ist sie für BIM wichtig?​​

Bezogen auf Software ist der Begriff Interoperabilität insofern wichtig, als er zur Beschreibung der Datenaustauschmöglichkeiten verschiedener Programme untereinander genutzt wird, zum Lesen und Schreiben von gleichen Datenformaten und zur Nutzung dergleichen Datenprotokolle.

Für BIM-Interoperabilität steht ein weiterer wichtiger Aspekt: in der Bauwirtschaft mit Beteiligten aus verschiedenen Firmen und in diversen Bauphasen werden auch verschiedene BIM-Fachinstrumente benötigt, um Informationen zu teilen, so dass die Daten aus einer Phase direkt in der folgenden Bauphase genutzt werden können. Dies ist die Grundlage für offenes BIM. Einen offenen BIM-Arbeitsablauf gibt es nicht ohne interoperationelle Software. Interoperabilität ist ein Freiheitsgrad bei der Arbeit mit der bestmöglichen Software für jede Fachrichtung und alle Projektbeteiligten.

3. Welche sind die Vorteile eines abgestimmten Modells?

NBS (Nationale Bauwerk Spezifikation) definiert ein abgestimmtes Modell als “ein kombiniertes BauwerksInformationsModell durch die Zusammenstellung verschiedener Modelle zu einem Gesamtmodell oder den Import eines Modells in ein anderes”.

  • Abgestimmte Modelle erhöhen die Zusammenarbeit​

Sobald individuelle Modelle integriert sind, können Beteiligte die Planungsabsicht nachvollziehen. Es ermöglicht allen Zugang zu relevanten Informationen und erläutert die Entscheidungsfindung. ​.

Es sichert, dass fehlende Informationen, Planungsunstimmigkeiten, schlechte Entscheidungsgrundlagen sowie unzureichende Ressourcenzuordnungen frühzeitig erkannt werden können und auf der Baustelle entsprechend gehandelt wird.

  • Abgestimmte Modelle ermöglichen Kollisionskontrollen

Jede fachliche Kollision kann damit einfacher identifiziert werden. Das spart Zeit und verhindert Nacharbeiten, die ansonsten durch Revisionen und erneute Bauphasen aufgetreten wären.​

  • Abgestimmte Modelle ermöglichen genaue Schätzungen​

Ein abgestimmtes BIM-Modell beinhaltet alle grafischen und nicht-grafischen Daten in Bezug auf verschiedene Bestandteile. Konsolidierte und präzise Daten ermöglichen genaue Schätzungen in Bezug auf Mengen, Kosten und Zeitpläne.

Abgestimmtes BIM führt zu verbessertem Projektmanagement, indem es Beteiligten erlaubt, das gesamte Projekt oder Teilbereiche auf Basis der Anforderungen transparent zu steuern. Es erlaubt den BIM-Teammitgliedern auch eine hochqualitative Planungskoordination, Kollisionskontrolle, Planungsentwicklung, Übergabeprozesse, Kalkulationen usw. Auf der anderen Seite hilft es bei informationsbasierten Entscheidungen, reduziert Kollisionen, senkt die Zahl möglicher Rechtstreite und stärkt die Ressourcenallokation.​ ​​